Regionale Schätze – Lokaler Saft statt chinesisches Konzentrat

Von Thomas Schmidt (gekürzte Version A.Nagler)

Eysölden – „Regionale Schätze“– unter dem Motto stand ein Pressetermin, zu dem die Unterzeichner des Bayerischen Streuobstpakts anlässlich dessen vierten Jahrestags geladen hatten. Neben dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Günther Felßner, dem Chef des Fruchtsaftverbandes, Markus Nagler, waren auch Vertreter des Landschaftspflegeverbandes, der Baumschulen, des Landesverbandes  für Gartenbau und der Landesvereinigung für ökologischen Landbau der Einladung von Norbert Schäffer, dem Vorsitzenden des Landesbundes für Vogel und Naturschutz in Bayern (LBV) nach Eysölden gefolgt. Neubau einer Mosterei in Eysölden geplant  Auf einer gemeindlichen Streuobstwiese bei Eysölden wurde präsentiert und berichtet, was Streuobst alles leistet. Vor allem wurde deutlich gemacht, was nötig ist, um die nicht nur ökologisch wertvollen Flächen zu erhalten und zu nutzen. Thalmässings stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf (CSU) berichtete von der Unterstützung der Gemeinde für den Erhalt der Streuobstflächen – ein wichtiges Ziel im Rahmen der laufenden Dorferneuerung in Eysölden. …

….Bei der Jahrestagsfeier des Streuobstpakts in Eysölden wird klar: Es kommt auf die Bürger als Kunde an. Zudem versucht der Landkreis seit kurzem, mit dem Landkreissaft ein Produkt von den Streuobstflächen zu  vermarkten und hier regionale Wertschöpfung zu unterstützen. Regionale Lebensmittel, die das Klima schützen, BBV-Präsident Günther Felßner machte seine Zukunftsvision von Streuobst deutlich. Streuobst sei kein Museumsprojekt, sondern ein Beispiel, formulierte er. Hier lasse sich regionale Lebensmittelversorgung sichern und gleichzeitig das Klima schützen. Gerade hier lasse sich die Bevölkerung einbinden – durch anfassen, anschauen, schmecken und essen. Ernährungssicherung, Erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe seien die Produktionsziele, um Biodiversität und Klima zu erhalten.

„Streuobst ist ein tolles Beispiel für Multifunktionalität und das Zusammenwirken aller. Streuobst funktioniert nur mit Tierhaltung, oben das Obst für die Ernährung, darunter der Kohlenstoffspeicher und die Ernte der tierischen Produkte über die Nutzung des Grases im Kreislauf – jahrhundertealt und doch topmodern“, erläuterte er den Hintergrund seines Einsatzes für den Streuobstpakt. Für dieses Zukunftsprojekt brauche es den Bürger als Konsument und Kunden, betonte der Bauernverbandschef abschließend. BBV-Kreisvorsitzender Manfred Dorner erläuterte dazu, dass schon im vorletzten Jahrhundert die Ernährungssicherheit ein Grund für die Eysöldener Pfarrer gewesen war, sich für den Obstanbau einzusetzen. Immerhin war die Fläche am Orgelbuck bereits 1893 angelegt worden.

Dem schloss sich Markus Nagler als Vorsitzender des Fruchtsaftverbandes, Vertreter der kleinen und mittelständischen Obstkeltereien, an. „Wir produzieren regional und klimafreundlich in höchster Qualität“, betonte  er. Über 20 000 Tonnen Äpfel überwiegend aus Streuobst würden in Bayern von seinen Mitgliedern verarbeitet. Trotz der vielen Vorteile sorge er sich um genügend Rohstoffe für die Saftpressen. Ein Umdenken in der Gesellschaft sei notwendig. Dass viele Verbraucher trotz des regionalen Direktsafts im Discounter zum Saft aus meist chinesischem Konzentrat greifen, sorge ihn. „Wir brauchen ein Umdenken in der Gesellschaft, das Einfache ist aus der Mode gekommen“, so Nagler. Es gäbe überall in Bayern Keltereien und Initiativen – der Verbraucher sollte immer zum Direktsaft anstatt zum importierten Konzentrat greifen. Denn ohne Nachfrage blieben die Streuobstwiesen nicht erhalten.

Bevor gemeinsam Äpfel geerntet wurden, machte der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, Norbert Schäffer, noch einmal seinen persönlichen Bezug zum Streuobst deutlich. Nach
langjährigem Auslandaufenthalt war er beruflich in Hilpoltstein gelandet und machte sich in der Region auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Schließlich landete er wegen der Streuobstwiesen in Eysölden. „Zur Obstblüte im Frühjahr machte Eysölden mit den alten Baumbeständen aus jeder Richtung kommend einen so tollen Eindruck, dass wir uns sofort hier wohl gefühlt haben“, erzählte Schäffer. Darum setze er sich im  LBV so stark für den Erhalt dieser Struktur ein und forderte alle auf, mitzuhelfen. „Wer im Herbst mit Freunden, Familie  und Kollegen heimisches Obst sammelt, stärkt regionale Kreisläufe“, bekräftigte Schäffer. Es  müsse ein Umdenken geschaffen werden um zu verhindern, dass heimisches Obst am Boden vergammele und Konzentrat importiert werde. Dazu brauche es aber weiterhin auch die Förderung durch die Politik. Bisher sei der Streuobstpakt jedenfalls eine Erfolgsgeschichte, die es nun weiterzuführen gelte. Bei der gemeinsamen Ernte der Bäume konnten die Vertreter der Verbände über 500 Kilo frisch geschüttelte und  gesammelte Äpfel direkt an die Weißenburger Mosterei Billing abgeben. Deren Team war mit großen Obstkisten vor Ort, um die Ernte abzuholen und erntefrisch in der eigenen Kelterei zu neuem Apfelsaft zu verarbeiten. Um die gemeinsame Ernte zu unterstützen, hatte der LBV schon vor der Aktion, neben dem obligatorischen  Apfelsaft, von Anita Schäffer gebackenen, leckeren Apfelkuchen zur Stärkung verteilt. Ursula Klobe ergänzte das Sortiment noch um Gummibärchen aus Eysöldener Streuobst.